Mittwoch, 6. Juni 2007
Ausgeprägter Querulantenwahn
Manchmal fragt man sich ja, in stiller Stunde zumeist, ob man denn noch fähig und würdig ist, der allgemeinen Welt teilhaftig zu sein. Dagegen können mehrere Gründe sprechen, vom melancholisch deklarierten Unverständnis für die nämliche Welt bis hin zum eingangs erwähnten Querulantenwahn.

Zur Erläuterung: Ausgeprägter Querulantenwahn ist ein Zustand, der am besten beschrieben wird mit: Man ist zu häufig wichtigen Leuten auf den Sack gegangen, und die glauben einem jetzt nix mehr. Weit gefehlt, wer nun denkt, ich betriebe die ubiquitäre Schelte des bösen Systems, das immer die da oben bevorzugt. Oder aber die Armen. Oder die Faulen. Oder was weiß ich wen, ich bin jedenfalls noch nie bevorzugt worden, spricht der zumeist in den Grundfesten seiner demokratischen Überzeugung erschütterte Feuilletonredakteur. Nicht ich hingegen, ich verteidige die Institution des Querulantenwahns. Man muss dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen können. So steht es zu erwarten, dass einem völlig neue Freiheiten gewährt werden - und wer würde nicht gerne einmal mit einem geschmückten Miniaturweihnachtsbaum auf dem Kopf im Hochsommer in der Stadt flanieren, und offen den gehegten Groll gegenüber der intoleranten Gesellschaft - oder auch nur Appetit auf Vanilleeis - artikulieren. Das ist zwar ein wenig dadaistisch, mais ca y est, sobald man sich darauf verlässt, dass das Auditorium im Off gutheißt, was man tut, darf man auch dadaistisch sein. Es sei denn, das nämliche Auditorium - nennen wir es außerwirkliches Auditorium - neigte zu Gewalt, und plante, diese am nächstbesten Protagonisten zu applizieren. Erneut müsste man sich, wenngleich auf einer Metaebene, abwenden, und dem Metaquerulantenwahn frönen. Oder Vanilleeis. Metaquerulantenwahn wird der Name einer Rockband. I am positive.

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