Donnerstag, 9. August 2007
Dadaisten, oder: Braucht das Leben wirklich einen Kommentar?
Eigentlich nein. Das ist ein sehr kunstfertiger Anfang, der bei Sinnierern und Interpreten sicherlich wieder für einen halben Tag Arbeit sorgt. Dieser schwarze Kubus, nur virtuell statt in Hamburg und nicht kubisch. Sondern mehr, na ja, null-dimensional im Potentialis. Aktuell sicherlich schwarz, aber das hängt natürlich vom Betrachter ab, auf erschreckend nicht zu leugnende Weise - woher soll ich wissen, wie ihr eure Browser konfiguriert? Vielleicht seht ihr ja alles orange in grün? Oder habt nur ein Schwarz-Weiß-Display? Besser noch - CGA? Schon wär's dahin mit dem Schwarzen Kubus, der auch noch so schön antinomisch daherkommt. "Eigentlich nein" - heißt das jetzt ja? "Eigentlich: Nein!" Oh mann, ich kann mich wirklich an sinnlosen Sachen berauschen. Wie auch - und hier beginnt der heutige, ja, äh, Überblick, allen Ernstes - die Dadaisten. Eine aufgedrehte, aber zugedröhnte Bande kunst-terroristischer Wonneproppen aus der Schweiz. Ist es Kunst, das Publikum zu beschimpfen? Wohl schon, doch, doch. Ich sehe dennoch davon ab, denn einmal ist genug. Das hätten sich die Dadaisten besser auch vorher überlegt, dann wären sie nicht von Bühnen geprügelt worden. Wobei vielleicht gerade das sozusagen Event-Kunst war. Totale Impression vermittels übler Schmerzen. Ja, man muss schon was Abkönnen als echter Künstler! Oder auch Jackass. Die Unterschiede verschwimmen, und wenn Johnny Knoxville wüsste, wer die Dadaisten wären, fände er sie bestimmt auch cool.
Geht es mir jedoch wirklich um eine Kunstrichtung? Eigentlich nein. Ich wollte nur kurz die Sinnfrage gestellt haben - muss eigentlich alles im Leben einen Sinn haben? Kann man nicht einfach mal hinnehmen, dass Bahnen zu spät kommen, Kinder seltsame Vornamen haben und der Konsumrausch einen völlig überfordert? Kann man nicht darauf verzichten, in Fernsehwerbung oder intersubjektiver Kommunikation auf Inhalte zu warten? Was ist so schlimm an "Und, wat sachse zum Wetter?" Das ist auch nichts anderes als "Meinen Sie nicht, dass im Universalienstreit eine reduktive Ontologie fruchtbringend ist?" Ich erwarte von mir zumindest nicht, andauernd ein respektables Mitglied des öffentlichen Lebens zu sein, no ma'am. Ich bin gerne damit zufrieden, den Abend fernzusehen. Solange nichts dadaistisches im Fernsehen kommt, das wäre dann doch zuviel. Ach, eins noch: Hiermit möchte ich Max Goldt Tribut zollen. Verschimmeltes Brot ist allerdings, wenngleich selten von Vorteil, noch immer überbewertet.

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